Das Staatsarchiv Novara verwahrt Unterlagen von staatlichen Außenstellen, Deposita von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und Archive aus privaten Beständen und Sammlungen. Zu den ältesten Archivbeständen staatlicher Provenienz zählen die Überlieferungen des Gerichtswesens der Frühen Neuzeit, das im Laufe des 18. Jh. abgeschafft wurde (bspw. die Großgemeinden Novara und Vigevano) oder die napoleonische Zeit nicht überlebte (bspw. die Intendantur für das obere und untere Gebiet von Novara und das Gebiet von Vigevano). Besonders relevant sind das Archiv der Napoleonischen Präfektur des Departements Agogna, das von Luca Peroni zu Beginn des 19. Jh. neu geordnet wurde, und das Archiv der Generalintendantur der Abteilung Novara, bis zum Jahr 1861 Funktionsvorgänger der Präfektur, von der die Archivbestände des Kabinettsbüros, der Allgemeinen Angelegenheiten und der Sonderangelegenheiten der Gemeinden und der Wohlfahrtseinrichtungen sowie geschichtlich relevante Karten des Verwaltungsgebietes von Novara aus dem Zeitraum zwischen der Einigung Italiens und dem Ende des zweiten Weltkriegs erhalten sind.
Das Staatsarchiv verwahrt des weiteren Bestände von staatlichen Verwaltungs- und Steuerbehörden. Insbesondere seien hier die Serien des Finanzamtes zum Kirchenvermögen mit Karten aus dem Zeitraum vom 19. Jh. bis 1941 erwähnt.
Von erheblicher Bedeutung ist das von der Notarschaft des Gebiets Novara gebildete Schriftgut, das aus ca. 13.000 archivalischen Einheiten (Ordner und Bände) besteht und die Minutare vom 15. Jh. bis zum 20. Jh. beinhaltet. Auf das Jahr 1770 geht die Gründung der Verfachbuchämter in Novara zurück, die 1862 in Registerämter umbenannt wurden. Die Schriften und Auflassungen des Grundbuchamts vom 19. Jh. bis 1957 gehören zu den meistabgefragten Beständen für Verwaltungsrecherchen. Ebenso die Serien zu den Erbfällen, die aus den Registerämtern und der Einnahmenagentur von Novara, Borgomanero, Oleggio und Romagnano Sesia stammen.
Das Kartenmaterial ist umfangreich. Neben den theresianischen Plänen der Stadt (Novara und Vororte) stammt der bedeutendste Korpus aus den Überlieferungen der Bezirkssteuerämter der direkten Steuern von Novara und Borgomanero, die den Katasterstand von 1936 abbilden. Gemeinsam mit den Abgaben des Vermessungsamtes und den Deposita der Gemeinde Novara wurden Katasterbücher überlassen, von denen einige in die Zeit vor der Einigung Italiens zurückreichen. Über die Projekte und Zeichnungen des Bauamtes können hingegen Maßnahmen an Gebäuden und öffentlicher Infrastruktur der Provinz im Zeitraum zwischen 1861 und 1986 nachvollzogen werden.
Von den Justizbehörden stammen Unterlagen in Bezug auf die Judikaturämter und Amtsgerichte. Besonders umfangreich sind die vom Gericht Novara abgegebenen Serien über Strafverfahren, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingingen und gemeinsam mit den Unterlagen der Staatsanwaltschaft die Justizverwaltung in der Region zwischen dem 18. und 20. Jh. dokumentieren. Von großer Relevanz ist der Bestand des Schwurgerichts von Vercelli, später von Novara, das über schwerere Verbrechen urteilte, und des Außerordentlichen Schwurgerichts, das später abgeschafft und zur Sonderabteilung des ordentlichen Schwurgerichtshofs wurde (eingerichtet zwischen 1945 und 1947 für Verbrechen der Kollaboration mit dem Faschismus).
Die Wehrbezirke Turin und Vercelli übergaben die Musterungslisten, die Stammrollen und die Stammrollenblätter des Truppenpersonals aus dem Bezirk Verbano-Cusio-Ossola. Die Unterlagenserien, die 1.614 Einheiten (Register und Faszikel) von 1792 bis 1940 beinhalten, werden insbesondere für genealogische Recherchen abgefragt.
Das Polizeipräsidium Novara überließ die Unterlagen der Kategorie A/8 zu den so genannten „Subversiven“. Es handelt sich um Unterlagen zu Personen, die – unter besonderer Bezugnahme auf die Zeit des Faschismus und die Nachkriegsjahre – als gefährlich für die Staatssicherheit eingestuft wurden.
Das Staatsarchiv Novara verwahrt außerdem zahlreiche Deposita von anderen öffentlichen Stellen. Darunter das Geschichtsarchiv der Stadt Novara, das schwere Verluste und Zerstörungen erlitt. Wertvolle landesgeschichtliche Zeugnisse über Novara wurden im Bestand Manuskripte der Stadtbibliothek zusammengefasst, der Dokumente aus Sammlungen berühmter Gelehrter von Novara, darunter Carlo Negroni, und die wichtigsten, ältesten Gruppen von Pergamenturkunden enthält, von denen die älteste auf das Jahr 882 zurückreicht.
Das Geschichtsarchiv der Provinz Novara beinhaltet 2054 Ordner mit Unterlagen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. und betrifft die Tätigkeiten der Behörde im Bereich Gesundheitswesen, Infrastruktur, Bildung und Fürsorge.
Zu den ältesten und umfangreichsten Archiven, die dem Staatsarchiv Novara überkommen sind, zählt das Archiv des Krankenhauses Ospedale maggiore della carità. Sein erschlossener Teil umfasst 5.726 Einheiten in Form von Ordnern, Bänden, Registern und Pergamenturkunden. Es beinhaltet zudem die Unterlagen des Findelhauses Ospizio degli esposti. Eine weitere Überlieferung des Fürsorgewesens stammt aus den Beständen des Ospedale psichiatrico provinciale und des Waisenhauses Orfanotrofio Dominioni.
Verwahrt werden außerdem der Fonds des Internats Collegio Caccia di Novara für den adligen Nachwuchs aus dem Verwaltungsgebiet von Novara und die Nachfahren seines Gründers Giovanni Francesco Caccia, Jurist, Ratsherr von Novara und Redner am Senat in Mailand, sowie der Fonds des Theaters Teatro Coccia, dessen Serien das Opernwesen vom 18. bis zum 20. Jh. dokumentieren.
Von erheblichem landesgeschichtlichen Interesse sind die Abgaben aus den verschiedenen Adelsarchiven, darunter von den Familien Brusati, Caccia di Romentino, Cacciapiatti, Tornielli di Borgolavezzaro und Tornelli di Vergano mit stattlichen Gruppen von Pergamenturkunden. Dem Staatsarchiv Novara überkam außerdem der Nachlass des aus Novara stammenden Werbegrafikers Aldo Beldì, dessen Büro in der zweiten Hälfte des 20. Jh. für italienische Großunternehmen arbeitete. Er setzt sich aus heterogenen Unterlagen zusammen, größtenteils aus Entwürfen, Zeichnungen und Drucken.